El Pais, 15. August 1996
Das kommt mir aber spanisch vor - deutsches Detektivduo fast von
spanischen Mafiosi überrumpelt -
Gefahr des spanischen Bandenkrieges
Barcelona. afp: Zu Irritationen bei der spanischen "Guardia Civil" führte
am gestrigen Tag die detektivische Strategie eines bekannten deutschen
Detektivduos:
Wie aus gewöhnlich schlecht informierten Kreisen verlautet, nahmen
die dramatischen Ereignisse ihren Anfang, als die zwei aus Deutschland
stammenden Detektive Traute M. und Kurt-Leo M. zunächst stundenlang
versuchten, ihren in Barcelona lebenden "undercover" Gehilfen Simon M.
ausfindig zu machen. Während dieser Suche schaffte es das Duo jedoch
nicht, den spanischen Verkehr in Barcelona ihre in Deutschland üblichen
Fahrpraktiken aufzuzwängen. Folge des mangelnden Anpassungsverhalten
der Barcelonesichen Autofahrer, dieser, so Kurt-Leo M. wörtlich "elenden
Paellafresserhalunken", war das Lahmlegen des Verkehrs in einer der größten
Straßen Barcelonas: Aribau.
In jener Straße hoffte nun das Detektivduo ihren Komplizen Simon
M. aufzufinden, bis zu jenem Moment, wo einer dieser, so Traute M., "abgezockten
Torofanatikern", der sich als Mitglied der spanischen Polizeigruppe "Guardia
Civil" herausstellte ihr so mühsam aus Deutschland heruntergebrachtes
Fahrzeug abschleppen lassen wollte. Das Detektivduo schaffte es gerade
noch dem spanischen Abschleppdienst, auch als "abzockender Grua-service"
bekannt, zu entgehen und parkte den Kleinwagen auf dem dafür vorgesehenen
Bürgersteig.
Endlich in der Aribau 131 angekommen stand das Fahrzeug nun geschickt
zwischen zwei spanischen Lebensmittelgeschäften, wobei sich Kurt-Leo
M. es nicht verkneifen konnte einem dieser, so wörtlich, "katalanischen
möchte-gern Spanier" ein in unseren Kreisen eher unübliches Vorderbein
namens "Paletta" abzukaufen. Augestattet mit einem aus heimischen Gefilden
mitgebrachten Weinschwenkers und dem spanischen Urprodukt "Jamon Serrano",
startete das Detektivduo nun auf dem Bürgersteig die in Spanien übliche
"Siesta". Dies wiederum löste eine gewisse Verwunderung unter den
vorbeifahrenden "vino tinto Fanatikern" (so Simon M.) aus, die deutsche
Gäste normalerweise eher als "cabezas cuadradas" oder auch Quadratköpfe
betiteln.
Als der "undercover" Agent und Komplize Simon M. noch immer nicht auftauchte,
beschloß das Detektivduo nun die im Auto befindlichen Wertgegenstände
auf folgende und eher unübliche Weise, selber ins Haus zu schaffen:
Wohlwissend, daß gewisse spanische Gruppen die Wertgegenstände
der ausländischen Gäste als Beitrag zur spanischen Arbeitslosenversicherung
verstehen, verfolgte das Detektivduo eine bis ins Detail ausgeklügelte
Strategie: während das Bandenmitglied Traute M.die Wertgegenstände
vom Auto über den Bürgersteig in die Eingangshalle transportierte,
behielt der Kopf der Bande, Kurt-Leo M., ständig Blickkontakt mit
dem Auto und den bereits abgelieferten Gegenständen in der Halle.
Als schließlich eine unbekannte Person mit einem typischen "spanischen
Gangstergesicht", so Kurt-Leo M., die Eingangshalle betrat, schaltete Kurt-Leo
M. sofort auf Stufe 2 der Strategie. In einer mit Händen und Füßen
geführten Konversation ließ der Bandenchef nun kein Auge mehr
von den Gegenständen, wohlwissend, daß die Gehilfin Traute M.
das Auto bewachte. In diesem Moment überschlugen sich die Ereignisse,
als eine bisher unbekannte Person verschiedene Schlüssel neben dem
Auto erblickte und Traute M. auf höfliche Weise auf den Verlust dieser
aufmerksam machte. Zögerlich, aber in der Gewißheit, daß
Kurt-Leo M. die Situation unter Kontrolle hatte, entfernte sie sich, um
der Sache auf den Grund zu gehen. In einem Bruchteil einer Sekunde erkannte
Traute M., daß eine als "Barçaanhängerin" verkleidete
Frau sich im Auto zu schaffen machte und versuchte die mitgebrachte Kamera
in ihren Besitz zu bringen. Dies löste sofort einen Urschrei aus,
der den zurückhaltenden Spaniern als Signal diente, ihren Plan aufzugeben
und die Gefahrenstelle zu verlassen. Dieses Geräusch erkannte Kurt-Leo
M. sofort und kam Traute M. zur Hilfe. Leider war von den drei spanischen
Gangstern zu diesem Zeitpunkt nichts mehr zu sehen.
Um solchen Ereignissen in Zukunft erfolgreich aus dem Weg zu gehen,
schmiedete das Detektivduo bei der abschließenden Sitzung mit Komplizen
Simon M. eine Barcelona-Besichtigungsstrategie. Seit diesem Tag bewegen
sich nun Traute M und Kurt-Leo M. versetzt und in einem Abstand von 5 Metern
durch die kriminellen Straßen Spaniens.